
Im Zuge der Ausstellungsvorbereitungen begann eine kunsthistorische Recherche zu einem Kapellenbau an St. Leonhard, der bislang unter der Bezeichnung Brommenchor geführt wurde. Anlass war ein Widerspruch, der bei genauerem Hinsehen auffiel: Die stilistische Einordnung des Raumes ließ sich nicht mit der bislang angenommenen Quellenlage in Einklang bringen.
Ein interdisziplinärer Zugang erwies sich als besonders erkenntnisreich: Recherchen im Institut für Stadtgeschichte, die Auswertung bislang unbeachteter schriftlicher Primärquellen, neue Beobachtungen der Bauforschung sowie die Analyse archäologisch geborgener Ausstattungsstücke führten zu einer Neubewertung. Demnach ist die Kapelle in ihrer heutigen Form wohl erst im frühen 16. Jahrhundert entstanden.
Ein weiterer Befund konnte durch die Identifizierung eines Wappens am Heiliggrabaltar gesichert werden: Mit dem Bau verbindet sich nun konkret der Name des Frankfurter Bürgers Johann Stotzel – Baumeister an St. Leonhard.
Mein besonderer Dank gilt Hans-Hermann Reck, Michael Matthäus, Michael Oberweis, Rüdiger Fuchs, Andrea Hansert, Bettina Schmitt und Matthias Theodor Kloft für ihre wertvollen Hinweise, ihre Unterstützung und das Teilen von Erkenntnissen.
Die aktuell laufende sowie künftige bau- und kunsthistorische Forschung am Bauwerk wird zweifellos weitere Fragen zur Entstehung, Ausstattung und Nutzung der Kapelle aufgreifen – und hoffentlich manche ihrer noch offenen Rätsel lösen.